Gestern stand der erste offizielle Wettkampf des Jahres auf
dem Plan: die Teilnahme an den 26. Deutschen 100-km-Straßenlaufmeisterschaften
in Kienbaum/Grünheide. Das liegt südöstlich von Berlin und ist ein beeindruckend
ausgestatteter Olympiastützpunkt. Hajos Verein, die LG Nord Ultra-Team, hatte 10 Läufer angemeldet, von denen es fünf ins
Ziel geschafft haben. Für Hajo war es ein Test, der, ohne sich zu verausgaben, Aufschluss
über seinen Trainingszustand liefern sollte. Nach 10:49 h ist er im Ziel
angekommen und das in lockerem und sehr guten Zustand, alles sehr
zufriedenstellend. Und ein kleines Bonbon: er ist in seiner Altersklasse auf
den 3. Platz gekommen, bei Deutschen Meisterschaften doch ein schönes Ergebnis.
Auch ich habe mich ein wenig auf meine Crew-Tätigkeit vorbereitet
und bin als persönlicher Support am Verpflegungszelt des Vereins gestanden. Was
oft nicht erwähnt wird: die Arbeit der Unterstützer des Vereins fängt schon
lange vor dem Lauf an, mit dem Aufbau des Zeltes, der Bereitstellung von
Getränken und Verpflegung und endet erst, wenn der letzte Läufer durch ist, mit
dem Einsammeln aller Habseligkeiten und dem Abbau. Während des Laufs wird nach
Kräften und non-stop angefeuert, getröstet, motiviert, verarztet und verpflegt.
Am Ende ist die Crew (fast) genauso erledigt wie die Läufer aber auch genauso
glücklich.
Es hat Spaß gemacht: Ich habe unzählige Tipps über
Sportlerernährung und –kleidung bekommen, durfte sehr eigenwillige Laufstile
beobachten und darüber philosophieren, was Menschen dazu antreibt, stundenlang
in 5km-Runden im Kreis zu rennen. Dabei sind die Motive höchst unterschiedlich,
eines der rätselhaftesten ist für mich das meines Mannes. Sicher entwickelt
Hajo auch einen gewissen Ehrgeiz und sportlichen Willen, aber im Vordergrund
steht immer und jederzeit die reine Freude am Laufen. Wie man beim
stundenlangen Laufen immer froher werden kann, bei jedem Verpflegungsstopp
strahlt und am Schluss findet, dass es ein optimaler Tag war, weil man fast elf
Stunden im Kreis gerannt ist, wird sich mir wahrscheinlich nie ganz
erschließen. Aber ihn glücklich zu sehen, ist sowieso das einzige, das zählt.
Im Mittelpunkt eines solchen Laufes steht neben der
optimalen Kleidung vor allem die Ernährung. Die ist von Läufer zu Läufer extrem
unterschiedlich, es gibt z.B. Sportler, die ausschließlich hochkalorische
Flüssignahrung zu sich nehmen, etwas, das bei Hajo nicht funktioniert. Da er
sehr dünn ist und wenig Reserven hat, ist es bereits zu spät, wenn ein
Hungergefühl entsteht, dann würde die körperliche Leistung einbrechen. Die
Herausforderung ist also, eine kontinuierliche Nahrungs- und
Flüssigkeitsaufnahme hinzubekommen, die für eine dauerhafte Leistung sorgt,
ohne den Magen zu belasten. Bei Hajo sind das erstaunlicherweise durchaus
Vollkornbutterbrote und Körnerriegel, aber auch etwas „rutschigere“ Dinge wie
Haferbrei oder alkoholfreies Hefeweizen („Bier is ooch Stulle“ sagt der
Berliner). Und vor allem nach so einem Lauf werden unvorstellbare Mengen von
Essen verdrückt....
Kann man bei kalten Regenschauern und bei scharfem Nordwind,
mit klammen Fingern, für einen Wüstenlauf trainieren? Erstaunt musste ich
lernen: ja, durchaus. Die Überwindung,
das Ausblenden von widrigen Umständen, die Konzentration auf das eigene Ziel,
den eigenen Rhythmus und das Fokussieren auf den „inneren Sommer“, das
trainiert die mentale Kraft. Und die ist
bei extremen Ultraläufen das Zünglein an der Waage.
Well done! (both), and congratulations to Hajo.
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