In Berlin Höhenmeter zu trainieren ist nicht einfach, da die
Stadt ja bekanntlich im flachen märkischen Sand liegt. Wir haben ein paar
kleine Erhebungen wie den Kreuzberg und einige künstliche Trümmerberge, die
nach dem Krieg aus dem Schutt der zerbombten Häuser errichtet worden sind. Dazu
gehören der Teufelsberg und der wunderschöne Volkspark Friedrichshain.
Letzterer liegt nur 3 km von unserer Wohnung entfernt und bietet mit dem
kleinen und großen Bunkerberg Gelegenheit Auf- und Abstiege wenigstens ein wenig
zu trainieren.
Da Badwater nicht nur ein Wüsten- sondern in gewisser
Hinsicht auch ein Berglauf ist (4500 Höhenmeter sind zu bewältigen) gehört
Bergtraining zwingend zur Vorbereitung. Eine der schönsten und
traditionsreichsten Möglichkeiten bietet der legendäre Rennsteiglauf über die
Höhen des Thüringer Waldes. Hajo ist ihn bereits 2009 gelaufen und war begeistert von der Strecke und der
tollen Organisation. Also auf nach Eisenach!
In den Tagen
vor dem Lauf blieb uns an Wetterhiobsbotschaften nichts erspart. Erst kam eine
Kaltfront, dann Unwetter und zwei Tage vorher schneite es auf den Höhen. Die
Bilder von den weißen Tannen und verschneiten Wegen versetzten Hajo in
trübsinnige Stimmung, aber ein echter Ultraläufer muss es schaffen, widrige
Bedingungen komplett ignorieren zu können und es stand außer Frage, dass er
startet.
Der Rennsteig
ist ein historischer Grenzweg und außerdem der älteste und meistbegangene
Weitwanderweg Deutschlands mit insgesamt 170 km. Der Rennsteig-Supermarathon
geht über 72,2 km und beginnt im schön restaurierten Eisenach, der Luther-
(Wartburg!) und Bachstadt (Geburtshaus!). Der höchste Punkt liegt bei 973 m,
vorbei an Orten mit Namen wie Jubelhain, Ausspanne und Bierfleck, das Ziel ist
in Schmiedefeld erreicht. Eine der Besonderheiten dieses Laufs ist die leckere
Verpflegung: an gigantischen Verpflegungsständen gibt es neben den üblichen
Dingen leckere Stullen, Haferschleim in verschiedenen Geschmacksrichtungen,
Thüringer Würstchen und Köstritzer Schwarzbier. Die Organisation ist beispielhaft:
Läuferparty mit Gulasch, Klößen und Rotkohl am Vorabend, ein Volksfest mit
Superstimmung am Zielort, Gepäcktransport, Shuttle nach Eisenach und insgesamt
1500 freundliche und ehrenamtliche Helfer. Hier fühlt man sich willkommen und
der Rennsteiglauf hat zu Recht Kultstatus.
Das Wetter
war am Ende viel besser als angekündigt. Es war mit 6 Grad zwar kalt, aber in
der ersten Hälfte schien sogar die Sonne und es blieb trocken. Hajo hatte sich
vorgenommen, die Anstiege zu laufen, was er auch geschafft hat und mit 8:28 h sein
gestecktes Ziel von unter achteinhalb Stunden ebenfalls. Mit vier Schichten
Kleidung und Matsch bis unter die Augenbrauen, aber strahlend und glücklich.
Wieder einen Schritt näher an Badwater...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen