Sonntag, 21. April 2013

"Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man in der Wüste" - Das Death Valley und sein Ultramarathon



Meine erste Begegnung mit der Wüste, war als Studentin auf einer wilden Rucksacktour durch Ägypten. Ich war absolut fasziniert und das ist so geblieben. Nun ist die Sahara mit ihren endlosen Sandmeeren nicht mit den eher steinigen Wüsten der USA zu vergleichen, aber auch diese Landschaft berührt mich jedes Mal aufs Neue.

1999 fuhren wir zum ersten Mal ins Death Valley und empfanden es beide als einen ganz besonderen Ort. Das „Tal des Todes“ liegt, von hohen Gebirgsketten umgeben,  in der kalifornischen Mojave-Wüste und ist eine der trockensten und heißesten Gegenden der Erde. Die bisher höchste Temperatur betrug 56,7°C und während des letzten Badwater Ultramarathons, wurde mit 41,7°C der nächtliche (!) Wärmerekord gemessen.

Der tiefste Punkt des Tales liegt 85 Meter unter dem Meeresspiegel mitten in einem ausgetrockneten Salzsee namens Badwater. Dort startet im Juli auch der Lauf, bevor er sich im letzten Drittel dann auf 2530 Höhenmeter schraubt. Es ist ein gewaltiges Tal (225 km lang und 26 km breit) und alles andere als langweilig, wie wir seitdem auf vielen Jeeptouren und Wanderungen erfahren haben. Erstaunlicherweise gibt es dort eine Menge Leben. Mehrfach sind wir mageren Kojoten, bunten Eidechsen, eiligen Vögeln, dicken Hornissen und seltsamerweise sogar salzwasserliebenden Minifischchen begegnet. Wenn man frühmorgens über die riesigen Sanddünen von Mesquite Springs geht, entdeckt man unzählige Spuren von Schlangen, Wüstenhasen, Skorpionen und Känguruhmäusen. Auf einer der beiden Straßen, die das Tal durchqueren, habe ich etwas gesehen, das ich aus Western kannte: frei im Wind herumrollende Sträucher. Wir sind durch die Salzebene gewandert, haben pastellfarbene Mineralablagerungen bestaunt, einen Vulkankrater umrundet und auf abenteuerlichen Pisten verlassene Minen entdeckt. Und mehr als einmal hat sich vor uns, urplötzlich aus dem Nichts, ein hektisch drehender Sandteufel erhoben.

Der erste Mensch, der auf die Idee kam, einen Lauf durch diese Wüste zu machen, war der amerikanische Ultraläufer Al Arnold. Mehrere Jahre musste er immer wieder wegen Dehydrierung, Erschöpfung und Verletzungen aufgeben, bis es ihm 1977 zum ersten Mal gelang, die ganze Strecke zu laufen. Al brauchte dafür noch 80 Stunden, das heutige offizielle Zeitlimit sind 48 Stunden und der Rekord liegt bei 22:51 (Valmir Nunes, Brasilien). Al trainierte wochenlang auf einem Ergometer in der Sauna und steigerte damit sowohl seine Hitzetauglichkeit, wie auch sein Vermögen riesige Mengen Wasser zu sich zu nehmen.

Seit 1987 ist der Badwater Ultramarathon ein offizielles Rennen und zieht erfahrene Ultra- Läufer aus aller Welt an. Viele möchten weiter an ihre Limits gehen und setzen sich dafür einer gnadenlosen Umgebung aus. Das wollte Al Arnold natürlich auch und dennoch ist er auch mit großem Respekt und tiefer Faszination für die Landschaft gelaufen. Das berührt uns beide, denn das Tal ist auch jenseits des Laufes ein magischer Ort für uns beide.


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