Sonntag, 14. April 2013

Training auf dem Prüfstand... Deutsche Meisterschaften im 100-km-Straßenlauf



Gestern stand der erste offizielle Wettkampf des Jahres auf dem Plan: die Teilnahme an den 26. Deutschen 100-km-Straßenlaufmeisterschaften in Kienbaum/Grünheide. Das liegt südöstlich von Berlin und ist ein beeindruckend ausgestatteter Olympiastützpunkt. Hajos Verein, die LG Nord Ultra-Team, hatte  10 Läufer angemeldet, von denen es fünf ins Ziel geschafft haben. Für Hajo war es ein Test, der, ohne sich zu verausgaben, Aufschluss über seinen Trainingszustand liefern sollte. Nach 10:49 h ist er im Ziel angekommen und das in lockerem und sehr guten Zustand, alles sehr zufriedenstellend. Und ein kleines Bonbon: er ist in seiner Altersklasse auf den 3. Platz gekommen, bei Deutschen Meisterschaften doch ein schönes Ergebnis.

Auch ich habe mich ein wenig auf meine Crew-Tätigkeit vorbereitet und bin als persönlicher Support am Verpflegungszelt des Vereins gestanden. Was oft nicht erwähnt wird: die Arbeit der Unterstützer des Vereins fängt schon lange vor dem Lauf an, mit dem Aufbau des Zeltes, der Bereitstellung von Getränken und Verpflegung und endet erst, wenn der letzte Läufer durch ist, mit dem Einsammeln aller Habseligkeiten und dem Abbau. Während des Laufs wird nach Kräften und non-stop angefeuert, getröstet, motiviert, verarztet und verpflegt. Am Ende ist die Crew (fast) genauso erledigt wie die Läufer aber auch genauso glücklich.
Es hat Spaß gemacht: Ich habe unzählige Tipps über Sportlerernährung und –kleidung bekommen, durfte sehr eigenwillige Laufstile beobachten und darüber philosophieren, was Menschen dazu antreibt, stundenlang in 5km-Runden im Kreis zu rennen. Dabei sind die Motive höchst unterschiedlich, eines der rätselhaftesten ist für mich das meines Mannes. Sicher entwickelt Hajo auch einen gewissen Ehrgeiz und sportlichen Willen, aber im Vordergrund steht immer und jederzeit die reine Freude am Laufen. Wie man beim stundenlangen Laufen immer froher werden kann, bei jedem Verpflegungsstopp strahlt und am Schluss findet, dass es ein optimaler Tag war, weil man fast elf Stunden im Kreis gerannt ist, wird sich mir wahrscheinlich nie ganz erschließen. Aber ihn glücklich zu sehen, ist sowieso das einzige, das zählt.

Im Mittelpunkt eines solchen Laufes steht neben der optimalen Kleidung vor allem die Ernährung. Die ist von Läufer zu Läufer extrem unterschiedlich, es gibt z.B. Sportler, die ausschließlich hochkalorische Flüssignahrung zu sich nehmen, etwas, das bei Hajo nicht funktioniert. Da er sehr dünn ist und wenig Reserven hat, ist es bereits zu spät, wenn ein Hungergefühl entsteht, dann würde die körperliche Leistung einbrechen. Die Herausforderung ist also, eine kontinuierliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme hinzubekommen, die für eine dauerhafte Leistung sorgt, ohne den Magen zu belasten. Bei Hajo sind das erstaunlicherweise durchaus Vollkornbutterbrote und Körnerriegel, aber auch etwas „rutschigere“ Dinge wie Haferbrei oder alkoholfreies Hefeweizen („Bier is ooch Stulle“ sagt der Berliner). Und vor allem nach so einem Lauf werden unvorstellbare Mengen von Essen verdrückt....
Kann man bei kalten Regenschauern und bei scharfem Nordwind, mit klammen Fingern, für einen Wüstenlauf trainieren? Erstaunt musste ich lernen: ja, durchaus.  Die Überwindung, das Ausblenden von widrigen Umständen, die Konzentration auf das eigene Ziel, den eigenen Rhythmus und das Fokussieren auf den „inneren Sommer“, das trainiert die mentale Kraft.  Und die ist bei extremen Ultraläufen das Zünglein an der Waage.

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