Samstag, 4. Mai 2013

"You never stand alone..." - Warum es im Death Valley nicht ohne Crew geht


Lange Ultra-Läufe - ob am Stück oder in Etappen-  sind ohne einen guten Support kaum zu schaffen. Wenn man hunderte von Kilometern laufend unterwegs ist, dann ist eine gute Betreuung immer ein Teil des Erfolgs, beim Badwater Ultramarathon ist sie sogar überlebenswichtig. Der Veranstalter ADVENTURE CORPS schreibt eine Crew vor und lässt niemanden alleine starten. Die Supporter begleiten den Läufer über die gesamte Strecke und versorgen ihn mit allem, was er braucht: Essen, Trinken, Abkühlung, frische Kleidung, Sonnenschutz, Blasenpflaster und Trost. Dazu fahren sie mit dem Auto immer eine Meile vor, stoppen am Straßenrand und warten.Was am Anfang noch einfach ist, wird von Meile zu Meile anspruchsvoller. Die lange Strecke (217km) und das heftige Klima gehen allen an die Substanz und fordern Höchstleistungen. Über 130 Mal heißt es vorfahren, warten, versorgen, weiterfahren und das mindestens 48 Stunden ohne Schlaf.

Spätestens nach der Hälfte fängt der Teil für die starken Nerven an. Als Crew-Mitglied muss man unerschrocken sein und darf sich in keinem Fall aus der Ruhe bringen lassen. Riesige Blasen, steife Muskeln und sonstige Schmerzen sowie Magenprobleme kennt man vielleicht schon von anderen extremen Läufen. In der Hitze des Death Valley kommt noch etwas dazu, das nicht wenige Läufer beschreiben: Bewusstseinstrübungen und Halluzinationen. Eine Läuferin beschrieb, dass sie glaubte, sich durch Menschenmassen drängeln zu müssen, ein anderer lief etliche Meilen neben dem Teufel (in rot mit Dreizack) und unterhielt sich sogar angeregt mit ihm. Die Crew muss in der Lage sein, seltsame Erscheinungen zweifelsfrei von kritischen Zuständen unterscheiden zu können und dann schnell reagieren. Dafür ist es wichtig, sich während des Supports auch gegenseitig im Auge zu behalten. Eine der Ärzte des Badwater Ultramarathons erzählte, dass viele medizinische Einsätze gar nicht die Läufer betreffen, sondern Crew-Mitglieder, die dehydrieren oder einen Hitzschlag bekommen, weil sie sich zu sehr auf den Läufer konzentrieren und die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. Je besser sich die Crew kennt und je eingespielter alle aufeinander sind, umso besser. Spannungen oder Meinungsverschiedenheiten dürfen auf keinen Fall den Läufer erreichen, denn dieser braucht seine volle mentale Stärke.

Vor einigen Tagen hatten wir in Berlin unser Pre-Race-Meeting und sind viele organisatorische Punkte durchgegangen. Von unschätzbarem Vorteil ist die Tatsache, dass Jens diesen Lauf bereits selbst erfolgreich gefinisht hat und Julia und Hajo in seiner Crew waren. Ich selbst war schon oft im Death Valley und habe Hajo dort und in anderen Wüsten als Supporterin über lange Strecken begleitet, so dass ich glaube, seinen Zustand jederzeit sehr gut einschätzen zu können. 
Bei diesem Lauf vertraut der Läufer seiner Crew sein Leben an und deshalb ist es wichtig, dass jeder seine Rolle, seine Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse genau kennt. Ich werde hauptsächlich die Ernährung verfolgen und im Ernstfall entscheiden, ob weiter gelaufen wird oder nicht, Jens wird mental coachen, teilweise (sicher begeistert) mitlaufen und Julia als Masseurin ist Hajos physischer Coach. Überall mit anpacken, gute Stimmung verbreiten, jederzeit etwas Eiswasser versprühen und selbst das Event in vollen Zügen zu genießen ist für uns alle selbstverständlich.

Julia und Jens sind erfahrene Ultraläufer und haben viel Erfahrung sowohl mit eigenen Läufen, wie auch in der Organisation von solchen. Die wunderbare „TorTour de Ruhr“ (230 km,  http://www.tortourderuhr.de ) gäbe es nicht ohne sie. Ich hätte mir keine lieberen und engagierteren Mitstreiter vorstellen können und das alles stimmt mich zuversichtlich und lässt die Vorfreude wachsen. Nur noch 10 Wochen bis zum Start-Countdown....

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