Samstag, 8. Juni 2013

"Einer geht noch, einer muss noch rein..." - Wie man in der Sauna den Stoffwechsel trainiert





Zur Vorbereitung für einen Wüstenlauf gehört natürlich vor allem Hitzetraining. Das ist  im deutschen Sommer  schon unter normalen Umständen schwierig genug, in diesem Jahr aber ein Ding der Unmöglichkeit. Wir bauen dafür eher auf die drei Wochen, die wir vor dem Lauf in Kalifornien und Nevada verbringen werden.

Trotzdem muss der Körper gut und langfristig auf die kommende Ausnahmesituation vorbereitet werden. Die größten Gefahren in der Wüste sind Dehydration und Hitzschlag, Zustände, die nicht nur außer Gefecht setzen, sondern sehr schnell lebensbedrohlich werden können. Die Gegenmaßnahmen sind natürlich Kühlung und Flüssigkeitszufuhr, jedoch wirken die extremen körperlichen Anstrengungen eines Ultralaufs dafür regelrecht kontraproduktiv.

Nach wissenschaftlichen Aussagen kann der menschliche Stoffwechsel über einen fortgesetzten Zeitraum nur einen Liter Wasser pro Stunde verarbeiten. Das ist für diesen Lauf zu wenig und würde das Aus wegen Dehydration bedeuten. Ein Teil des Trainings muss also darin bestehen, die Flüssigkeitsaufnahme zu trainieren. Und damit sind wir beim berühmten Saunatraining, auf das so viele Athleten schwören.



Entgegen der landläufigen Meinung geht es dabei weniger darum, die Hitze auszuhalten, sondern vielmehr darum einen Hitzestoffwechsel zu trainieren. Das bedeutet vor allem, den Körper daran zu gewöhnen, nicht nur mehr als einen Liter Wasser pro Stunde aufzunehmen, sondern diese Menge  auch optimal in den Stoffwechsel einzuschleusen. Unser biologisches System verwendet viel von dieser Flüssigkeit dafür, den Körper herunter zu kühlen. Damit nicht zu viel einfach herausgeschwitzt wird, muss die Crew als unterstützende Maßnahme von außen befeuchten. Der Schweiß alleine würde auch gar nicht ausreichen.


Viele Wüstenläufer tragen deshalb statt Funktionskleidung leichte Baumwolle, da diese länger feucht bleibt und dem Körper hilft, das getrunkene Wasser bei sich zu behalten. Der heiße Wüstenwind trocknet ungeschützte Haut blitzschnell aus, was zusätzlich noch zu Verletzungen führen kann. Die Crew hält die Kleidung permanent nass und muss gleichzeitig sorgfältig darauf achten, dass diese durch die Reibung nicht zu Blasen führt.

Doch zurück zum Saunatraining. In der ersten Phase entkoppelt es die Wasseraufnahme vom Durstimpuls und gewöhnt den Körper an eine kontinuierliche Flüssigkeitsaufnahme. Hajo trainiert bei 90°C und bewegt sich dabei moderat. Nach jeweils 9-10 Minuten folgt eine kurze Unterbrechung von 2-3 Minuten in denen er kalt duscht und trinkt. Gestern kamen in den zwei Stunden Saunatraining vier Liter Flüssigkeit zusammen, die der Körper gut aufgenommen hat. 

Die nächste Phase folgt dann bald unter Realbedingungen.

Fotos: Julia Vieler, Badwater 2011

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