Samstag, 1. Juni 2013

"Nie den Respekt verlieren..." - Gedanken während der Vorbereitung auf Badwater



In zwei Wochen fahren wir schon in die Staaten und die Vorbereitung läuft auf Hochtouren. Wir haben beschlossen das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und machen vor dem großen Ereignis noch ein wenig Urlaub. Bevor der Lauf dann am 15. Juli startet, kann sich Hajo schon an das Klima und die Höhe gewöhnen und dann ganz fokussiert antreten.

Badwater ist neben der läuferischen Vorbereitung auch eine logistische Herausforderung der besonderen Art. Nur ein Beispiel: die Verpflegung und der Läufer müssen während des Laufs permanent gekühlt werden und dazu braucht man große Kühlboxen und Unmengen von Eis. Die Beschaffung von Eis in einer der härtesten Wüsten der Welt, muss aber gut geplant werden, denn der Veranstalter stellt zwar eine medizinische Betreuung, aber weder Transporte noch Verpflegung.

Alles muss selbst organisiert werden. Dem (nach vielen Kilometern) empfindlichen Ultra-Magen wird ungewohnte Kost zugemutet, was für jemanden, der seine Kraft zu einem nicht unerheblichen Anteil aus urdeutschen Vollkornstullen bezieht, ein durchaus kritischer Punkt sein kann. Der lange Aufenthalt vor Ort gibt uns die Gelegenheit, alles gut vorzubereiten und Gewöhnungsprozesse in Ruhe anzugehen.

Aus meiner Sicht ist auch die Wüstenerfahrung ein großer Vorteil. Hajo ist schon in der Sonora- und der Mojave-Wüste gelaufen, sogar im Death Valley und zusammen haben wir unzählige Wanderungen dort gemacht. In Gänsehaut-Erinnerung habe ich vor allem die Durchquerung des Grand Canyon und Wanderungen in der Anza-Borrego-Wüste.



Trotzdem kann in der Wüste immer alles passieren und wir begegnen ihr mit großem Respekt.  Das extreme Klima und die schnell einsetzende Dehydrierung können erstaunliche Bewusstseinsveränderungen hervorrufen und nicht wenige Menschen erleben in dieser Umgebung seltsame Visionen. Es gibt Läufer, die von sehr realistischen Begegnungen mit längst verstorbenen Personen berichten, andere beobachten Wettererscheinungen, die es nicht gibt oder unterhalten sich wie Al Arnold, der erste Badwater-Läufer, angeregt mit verschiedenen Tieren, darunter einige, die nachweislich nicht in dieser Region vorkommen.

Das Death Valley hat immer auch Menschen angezogen, die versucht haben, es in die Knie zu zwingen. Das Problem ist, dass das die Wüste nicht interessiert, sie gewinnt immer. Eine tolle Geschichte ist die von Jonathan Newhouse, der 1874 eine Rüstung gegen Hitze und Sonneneinstrahlung erfunden hatte. Sie bedeckte Kopf und Körper und war aus fingerdicken Badeschwämmen zusammengenäht, die über einen Wasserbeutel unter dem Arm und ein Schlauchsystem permanent mit einem Kühlmittel getränkt wurden. Mr. Newhouse wurde zwei Tage später von Indianern tot und steifgefroren in seiner Rüstung gefunden, mitten im glutheißen Valley. In seinen Haaren unter der Mütze war Eis, seine Erfindung hatte zu gut funktioniert, so gut, dass er nicht mehr rechtzeitig aus seiner Rüstung gekommen war.

Kann man die Wüste einfach genießen? Wir glauben: man kann! Mit dem nötigen Respekt, offenen Augen und einer fürsorglichen Crew ;-))

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