Donnerstag, 27. Juni 2013

"...und hinter jeder Biegung ein neues Wunder." - Vom Laufen und Staunen in den Utah State Parks

Seit einer Woche sind wir nun unterwegs und es kommt mir viel länger vor, weil wir so viel erlebt haben. Hajos Strategie ist es ja, erst ein wenig Höhentraining zu machen und dann mit der Hitzegewöhnung zu beginnen. Aus diesem Grund sind wir zuerst von Las Vegas aus Richtung Norden gefahren, auf das Colorado-Plateau und in den Südwestzipfel von Utah.
Nach wunderbaren Tagen in der etwas versteckten Cathedral Gorge ging es nach Cedar City, einer niedlichen Kleinstadt auf 1800m. Da die University of Southern Utah dort einen Standort hat, gibt es nicht nur viel junges Volk und nette Läden, sondern auch einige schön ausgebaute Walking Trails für Läufer, Biker und Skater. Der schönste führt ein ganzes Stück in einen malerischen Canyon hinauf und bot Hajo neben moderatem Höhentraining auch noch einige nette Anstiege. Sein Fazit nach 27 km war so kurz wie aussagekräftig: "Anstrengend. Toll."
Kurz hinter der Stadt liegt ein spektakulärer Felsengrat, Cedar Breaks, mit einem atemberaubenden Wanderweg auf 3200m. Mir ist tatsächlich etwas die Luft weggeblieben, ich habe gelernt, dass ich mich in großer Höhe nicht so wohl fühle, Hajo ist natürlich ungerührt vorangestiefelt, trainiert sein zahlt sich eben aus.
Cedar City hatte aber auch noch eine andere Attraktion zu bieten: einen echten Bäcker mit eigener Backstube. Für einen Stullenfan wie Hajo ist die Brotsituation in den USA immer sehr unbefriedigend, im Wesentlichen gibt es nur labberiges Toastbrot. Dort aber gab es sogar Körnerbrot und himmlische Scones und ich glaube unsere Tüte wog beim Rausgehen mehrere Kilo.

Der nächste Stop war der Kodachrome State Park, so genannt, weil die Felsen dort satte Farbschattierungen in pink-rot-ocker-braun zeigen, die an alte Farbfilme erinnern. Der Name war wohl ursprünglich nur ein Jux, wurde aber von Kodaks Marketingabteilung schnell "autorisiert" und ist bis heute offiziell. Ganz in der Nähe liegt der berühmte Bryce Canyon und schon deshalb fahren wohl viele an Kodachrome vorbei.
Für Hajo bot der State Park wieder eine wunderbare Laufstrecke, auf einem sanft mäandernden schmalen Asphaltband zwischen bunten Felsen. Das Besondere dort sind riesige, steil aufragende Felsnadel, ehemalige Sedimentkanäle in urzeitlichen Geysiren, die stehengeblieben sind, als die Umgebung in Jahrtausenden von Wind und Wetter abgetragen wurde. Jetzt stehen sie da, mächtige Riesen und wirken in dieser archaischen Umgebung trotzdem filigran. Und auch hier hat der Zauber der Umgebung den Füßen wieder Flügel verliehen, 28 km Sightseeing begleitet von schnellen Eidechsen und taumeligen Monarch-Faltern, in optimalen 33 Grad, pures Glück.

Heute sind wir noch ein Stückchen weiter in das Gebiet des Grand Staircase-Escalante hineingefahren. Hier reiht sich eine Bergkette an die andere, wie Stufen in einem Treppenhaus, dazwischen gewaltige Hochtäler und staubige kleine Orte wie Escalante, unserem heutigen Stopp. Trotz der Höhe wird es wärmer, heute fast 36 Grad und ein "Läufchen" von 23 km, schön in der größten Nachmittagshitze, denn das Höhentraining soll ja gleitend in das Hitzetraining übergehen. Escalante hat zum Glück aber auch einen Shady Saloon mit literweise Eistee auf der Veranda, für alle die etwas weniger Bewegungsdrang haben.

Morgen wartet ein Regenerationstag auf uns, mit einer Wanderung in einem versteinerten Wald, einem Besuch in einem Anasazi-Museum und einem mexikanischen Festessen am Ende des Tages, wir feiern unseren 30. Hochzeitstag :-)))

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